Am 29.6.2013 durften Burkhard, Sascha und Stefan kräftig schwitzen. Günter Beier, 6. Dan Ju-Jutsu, Lehrreferent aus Baden, heizte den drei und rund 80 weiteren Teilnehmern kräftig ein und zeigte viele neue Trainingsformen. Thema: Realistische Selbstverteidigung! So mussten sich die Teilnehmer z.B. auf dem Boden liegend gegen 10 schlagende Gegner behaupten und schnell eine rettende Lücke finden. Günter legte großen Wert auf sehr einfache, fast universel einsetzbare Techniken, wie einen Passivblock mit unterstützender zweiter Hand, kraftvolle Hammerfaustschläge, Knieschläge und einfaches Zu-Boden-Reißen. Die Hammerfaust wurde dann auch gleich auf die Schulter des Partners so fest geschlagen "das der Sound auch stimmt", wie Günter erklärte. Schmerzhaft aber lehrreich.
Auch bei der Messerabwehr zeigte sich schnell, dass viele klassische Abwehrtechniken kaum durchführbar sind. Günter regte an, eine Art Trommelschlag gegen den angreifenden Arm zu machen und so Zeit und Raum zu gewinnen. Viele Belastungsübungen, zum Beispiel zwei Minuten Dreierkontakt in einer tiefen Hocke an der Wand mit Einwirkung von 3 Gegnern oder "Spiele" mit Liegestütz, Rollen, Doppelhandsicheln und Drehungen um die eigene Achse, zeigen, wie schwierig SV-Techniken unter hoher Belastung sind.
Viele spannende Anregungen von einem tollen Trainer, die sicher auch im KSV-Training aufgegriffen werden. Hoffentlich ohne die blauen Flecken, die sicher alle Lehrgangsteilnehmer mit nach Hause genommen haben.
Am 1. Juni 2013 fand wieder einmal ein wichtiger Landeslehrgang des Ju-Jutsu-Verbands Bayern (JJVB) statt. Der 1. Vorstand und Cheftrainer des Kampfsportvereins (KSV) Unterwössen hat es durch seine Bemühungen wieder einmal geschafft, einen der wichtigsten JJ-Lehrgänge, die der JJVB zu vergeben hat, nach Unterwössen zu holen: Den Landeslehrgang „Dan-Vorbereitung“.
Für jeden bayerischen Ju-Jutsuka, der im laufenden Jahr an einer landesweiten Prüfung zum Schwarzgurt teilnehmen will, ist die Teilnahme an diesem Lehrgang Pflicht.
Deshalb fanden sich trotz des schlechten Wetters knapp 20 Aspiranten in der Unterwössener Turnhalle ein, um sich von einem Vertreter des Lehrteams die in den Prüfungen verlangten Techniken kompetent beschreiben und vorführen zu lassen. Dies ist allen anzuraten als Vorbereitung und intensive Technikschulung vor der landesweiten Danprüfung. Deshalb bereiten sich zurzeit viele der Erschienenen auf ihre eigene Danprüfung bzw. der Prüfung ihrer Schüler vor und nutzten den Lehrgang, Informationen zu strittigen Themen aus erster Hand einzuholen.
Top Trainer Wolfgang Wegner
Normalerweise wird dieser überaus wichtige Lehrgang vom bayerischen Landesprüfungsreferenten Hans Sperl persönlich geleitet. Aufgrund eines Trauerfalls konnte dieser aber leider nicht erscheinen und wurde vom Lehrteam-Mitglied Wolfgang Wegner (6. Dan JJ) vertreten.
Leider war auch der Vereinsgründer und Cheftrainer Dr. med. Hellmut Münch (4. Dan JJ) zeitlich verhindert, so dass der KSV vom 2. Vorstand und Cheftrainer Dipl.-Ing. Burkhard Küfner (3. Dan JJ) repräsentiert wurde. Pünktlich um 11:00 Uhr eröffnete dieser mit einer kleinen Begrüßungsrede den Lehrgang, wobei er seine Freude darüber ausdrückte, dass sich trotz des schlechten Wetters so viele Interessenten auf den teilweise sehr weiten Weg nach Unterwössen gemacht hatten (bis aus Schweinfurt!). Nachdem er Grüße von Hellmut überbracht hatte und sich in seinem Namen für dessen begründetes Fernbleiben entschuldigte, übergab er das Wort und die Lehrgangsleitung an Wolfgang.
Wolfgang begann sofort mit dem Aufwärmtraining, um wenigstens eine kleine Chance zu haben, den umfangreichen Stoff einigermaßen bewältigen zu können.
Danach wurden die Atemitechniken näher beleuchtet. Nachdem die Wirkprinzipien herausgearbeitet wurden, ging es ans „Einschleifen“. Nur durch ständige Wiederholung des Bewegungsablaufs erlangt man die für SV-Anwendung und Prüfung gleichermaßen wichtige Koordination, ohne die die Ausführung nicht wirksam und „rund“ ist. Dabei wurden Techniken trainiert wie Stoppfußstoß, Ellenbogenstoß abwärts, Handballenschlag und –stoß.
Dreierkontakt in Perfektion
Um ein Gefühl für die Bein- und Rumpfbewegung zu erhalten, wurde anschließend der Dreierkontakt geübt. Der angestrebte Schwarzgurt oder eine Höhergraduierung innerhalb der Dangrade stellt schon besondere Ansprüche an die Ausführungsqualität, so dass die Übung des Dreierkontakts durch Störtechniken des Partners und Übergänge in eine Hebel- oder Wurftechnik gleich mit geübt wurden.
Um eine Technik effektiv anwenden zu können, heißt es als erstes, einen gegnerischen Angriff unbeschadet zu überstehen. Dazu dienen die Bewegungslehre und die Abwehrtechniken. Folgerichtig wurden auch hier die vorgetragenen Angriffe mit Händen, Füßen und Unterschenkel abgewehrt. Den hohen Ansprüchen einer Schwarzgurtprüfung entsprechend mussten die Abwehrtechniken auch in Kombination gezeigt werden, also z.B. in Verbindung mit einer Atemitechnik zur angreifenden Extremität. Als Grenzfall ist hier der Schulterstopp anzusehen, wobei Wolfgang explizit betonte, dass die korrekt ausgeführte Technik einen gestreckten Arm verlangt! Anders ist ein vehement vorgetragener Angriff so nicht abzustoppen.
Leider ist es oft auch dem besten Techniker nicht immer möglich, ein Zu-Boden-gerissen-werden zu verhindern. Als Ju-Jutsuka ist dort aber noch lange nicht alles verloren, haben wir doch auch noch eine ganze Reihe von Bodentechniken zur Verfügung. So wurden die verschiedensten Haltetechniken, teilweise in Kombination mit Würge und Hebel, eingeschliffen. Ebenso wichtig ist das Gefühl für die Bewegung und Kraftrichtung des Gegners. Dies wird ganz speziell trainiert bei den Übergängen von einer Haltetechnik in die andere unter Ausnutzung der Befreiungsbemühungen des Gegners.
Wolfgang wies die Teilnehmer darauf hin, dass die Prüfer hier das Gefühl für die Bewegung des Partners sehen wollen und kein Bodenrandori!
Der erste Teil des Lehrgangs zog sich bis kurz nach 13 Uhr hin. Aufgrund des intensiven Trainings waren alle froh, eine kleine Unterbrechung zu bekommen und dem Körper die dringend notwendige Flüssigkeitszufuhr zu erlauben. Pünktlich zur Pause erschien Dirk mit äußerst schmackhaften belegten Semmeln und backfrischen noch warmen Brezen. Auch andere Leckereien fehlten nicht. Zudem hatte er genügend Kalt-Getränke dabei und bediente die von Hellmut zur Verfügung gestellte Kaffeemaschine, die aufgrund der kalten Witterung fleißig Zuspruch fand.
Nach der Pause ab etwa 13:30 Uhr ging es dann wieder konzentriert weiter. Nach einer erneuten kurzen Aufwärmphase wurden anspruchsvollere Techniken eingeübt. So versuchten sich die Teilnehmer am Schleuderwurf in Variationen, dem Körperrückstoß sowie dem Körperwurf und dem Schulterzug. Die große Außen- wie Innensichel durfte ebenso wenig fehlen wie der Schenkelwurf.
Als Techniken aus den höheren Dangraden wurden der Fersendrehschlag und der Fersenschlag abwärts trainiert. Wichtig bei letzterem ist, dass das ausführende Bein bis zum Schluss gestreckt bleibt und nicht auf seinem Weg abgeknickt wird.
Zum Abschluss ging Wolfgang auf das in Prüfungen oft leidige Thema Weiterführung und Gegentechniken ein. Auf einen Unterschied wies er unmissverständlich hin: Bei dem Thema „Gegentechnik, wenn das eigene Fallen nicht mehr verhindert werden kann“ ist es erlaubt, den Schwung, den man von seinem Gegner erfährt, ohne Unterbrechung mitzunehmen und sofort in die eigene Abwehrtechnik zu überführen. Es braucht also nicht unbedingt ein „break“ zu erkennen sein, der den Übergang in die eigene Technik demonstriert. Dies betrifft Prüfungen bis zum 3. Dan.
Beim Prüfungspunkt „Zu Boden bringen des Gegners aus eigener Bodenlage“ ab dem 4. Dan sieht die Sachlage anders aus: Hier muss sich der Prüfling bis zum Ende der gegnerischen Technik zu Boden werfen lassen und dann erst aus dieser Position heraus eine Technik anwenden, die den Gegner ebenfalls zu Boden bringt. Es muss also ein eindeutiger „break“ erkennbar sein!
Kanditaten zum 4. Dan
Zusätzlich betonte Wolfgang, dass er von einem Kandidaten zum 4. Dan oder höher erwartet, dass als Reaktion auf einen Angriff nicht mehr die klassische mit hintereinander gestaffelten Abwehrblock, Schock und Einstieg in die Abwehrtechnik vorgezeigt wird, sondern dass ein ausgewählter Angriff mit Direkteingang abgewehrt werden sollte. Dies erfordert schon ein deutlich höheres Maß an Antizipation und Gefühl für die Bewegungen des Angreifers.
Aus diesen Ausführungen ist schon erkennbar, wie umfangreich das Thema „Vorbereitung auf eine Danprüfung“ ist. So verging nicht zuletzt durch die kompetente Vermittlung des Stoffes durch Wolfgang die Zeit viel zu schnell und ein anstrengender, aber hochinteressanter Landeslehrgang „Dan-Vorbereitung“ ging kurz vor 17:00 Uhr zu Ende, in dem der leider verhinderte Hans mehr als würdig von Wolfgang vertreten wurde. Vielen Dank für die vielen nützlichen Informationen, Wolfgang!
Alle auftretenden Fragen konnten zur Zufriedenheit aller erschöpfend und umfassend beantwortet werden.
Wolfgang verstand es auch, bei allen in gewohnter Souveränität vorgeführten Techniken die zugrunde liegenden Prinzipien heraus zu arbeiten, die für eine wirksame Anwendung und zur Erlangung einer hohen Punktzahl in der Prüfung unbedingt zu beachten sind.
Einen besonderen Dank hat sich bei der Vorführung der Techniken auf höchstem Niveau auch das anwesende Lehrteam-Mitglied Sven Wiedemann aus Freilassing verdient. Er wollte den Lehrgang eigentlich als ganz normaler Teilnehmer absolvieren, wurde aber als adäquater Partner ein ums andere Mal von Wolfgang akquiriert und musste oft unter Schmerzen die wirkungsvollen Techniken Wolfgangs über sich ergehen lassen.
Burkhard beendete den Lehrgang als Vertreter des ausrichtenden Vereins KSV Unterwössen, indem er sich auch im Namen Hellmuts bei den Teilnehmern für ihr Kommen trotz teilweise sehr weiter Anreise bedankte und wünschte ihnen gute Heimreise. Bei Wolfgang bedankte er sich für den gewinnbringenden Lehrgang und überreichte ihm ein von Hellmut selbst entwickeltes gesundheitserhaltendes und –förderndes Geschenk, das für einen ausgeglichenen Säuren-/Basen-Haushalt im Körper sorgt.
Abschließend bedankte sich Burkhard bei den ihn unterstützenden KSV-Mitgliedern Sascha und Stefan, die für Hallenausschmückung und Fahnen sowie die Hinweisschilder an den Straßen verantwortlich zeichneten, bei Dirk für die hervorragende Bewirtung der Lehrgangsteilnehmer und bei Thomas für die Erstellung einer Anzahl von Bildern des Lehrgangs. Sascha und Stefan sorgten auch dafür, dass die JJ-Pässe ihre Eintragungen und die Teilnehmer auf Wunsch ihre Teilnahme-Quittungen erhielten.
Wolfgang richtete Grüße an Hellmut aus und bedankte sich ausdrücklich bei Burkhard für die Organisation des schönen Lehrgangs, der trotz erschwerter Bedingungen problemlos durchgeführt werden konnte und wodurch der KSV bei allen Teilnehmern in bester Erinnerung bleiben wird.
Burkhard Küfner
Medienreferent KSV