Im Rahmen eines deutschen Ärztekongresses in Kapstadt führten Bernd und Gabi Huber, 4. Dan Ju Jutsu, Kriminalhauptkomissare und Dr. Hellmut Münch 5. Dan Ju Jutsu und Cheftrainer des KSV Unterwoessen mit 55 Teilnehmern einen Präventions- und Selbstverteidigungskurs durch.
Hintergrund ist, dass in den letzten Jahren zunehmend agressive Patienten auch vor verbaler oder auch körperlicher Gewalt gegenüber ihren Therapeuten nicht mehr zurück schrecken. So wurden in Deutschland mehrere Ärzte und Therapeuten in den letzten Jahren tödlich verletzt.
Anhand von anschaulichen Beispielen, Videos und Rollenspielen sollte in einem ersten Schritt die Wahrnehmung drohender Gefahr geschult werden. Wichtig ist, in einem solchen Fall so früh als möglich zu reagieren, der Situation ruhig zu begegnen, anzusprechen und ggf. den vorher festgelegten Fluchtweg aufsuchen. Anhand von einigen Beispielen durften die Teilnehmer die vorgestellten Situationen mit Farbtafeln grün für ungefährlich, orange für könnte gefährlich sein und rot für sehr gefährlich einschätzen. Interessant waren die großen Unterschiede in der individuellen Wahrnehmung und dem persönlichen Gefühl der Teilnehmer. Selbst als ein Aggressor ein Messer zückte, wurde von einigen diese Situation noch mit „orange“ statt ganz klar mit „rot“ eingeschätzt.
Dr. Hellmut Münch, der alle 18 Monate einen Ärztekongress in Kapstadt durchführt, betonte, dass eine solche Situation schnell lebensgefährlich eskalieren könnte und man sofort, im Notfall auch körperlich reagieren müsse. Hierbei übten die Teilnehmer das geschickte Einsetzen z. B. eines Stuhles als Hilfsmittel, um seinen sicheren Abstand herzustellen.
Höhepunkt des Trainings waren einige einfache gemeinsam geübte Abwehrtechniken und eine Ju Jutsu Schwargurtvorführung von Bernd und Hellmut, wo es beide mal „ so richtig krachen ließen“……. Langer Applaus begleitete alle drei Trainer und die meisten Teilnehmer beschlossen in Zukunft, etwas achtsamer zu sein.
Der KSV Unterwössen bietet seit vielen Jahren ein effektives Selbstverteidigungstraining mit viel Spaß und Fitness jeden Freitag von 20 bis 22 Uhr unter der Leitung von Dr. Hellmut Münch in der Unterwössner Turnhalle an, Interessierte sind jederzeit herzlich eingeladen, zuzusehen oder mitzumachen.
„Huuah“ dröhnt es laut durch die Turnhalle, bevor die Bambusschwert laut gegeneinander krachen. Mit so einem Kampfschrei kündigen die Kummooyeh-Kämpfer an, wenn bei einer Übung ein Angriff
erfolgt. Kummooyeh ist eine koreanische Kampfkunst mit Schwert und Reiterbogen und am 23.März 2023 fand eine große Gürtelprüfung beim KSV-Unterwössen statt. 17 Kämpfer und Kämpferinnen aus dem
Chiemgau und dem Raum Augsburg traten zum nächsthöheren Gürtel an. Die Turnhalle im Schloss Niedernfels in Marquartstein war festlich geschmückt und gut gefüllt.
Die beiden Prüfer Dr. Frank Düren (KSV-Unterwössen) und Daniel Andraschko (TSV Ustersbach), beide Träger des 4. Dan, ließen sich insgesamt sechs Prüfungsfächer zeigen. Bei den Einsteck- und Schnittübungen war deutlich zu hören, wenn die Schnitte in die Luft das stumpfe Aluminium-Schwert bei perfekter Ausführung zum „Singen“ bringen.
Am meisten Respekt hatten die Prüflinge vor den sogenannten „Sangsoos“, also vor den genau definierten Abfolgen von dutzenden von Blocks, Schnitten, Drehungen und Sprüngen. „Hier ist wirklich jedes Detail wichtig“, erklärte Christina Schwab, die zum höchsten Schülergürtel, dem Rot-Schwarz-Gurt, antrat. „Jede Fußstellung, Handhaltung und Schnittführung muss stimmen“. Nachdem je nach Gürtelgrad die Sangsoos 1 bis 7 geschafft waren, konnte man die Erleichterung der Prüflinge spüren.
Jetzt folgte die sogenannten Sparring-Patterns mit den Bambus- oder Holzschwertern. In schneller Folge wechseln hier Mehrfachangriffe und Kontertechniken, bei denen es vor allem auf die richtige Distanz und das Timing ankommt.
Auch das intuitive Bogenschießen mit einem kurzen Reiterbogen wurde geprüft und gezeigt. Alle Farbgurte mussten aus 10 Meter Entfernung bei sechs Schuss mindestens 3 mal das Ziel treffen. Beim Kummooyeh wird der Pfeil auf der rechten Seite des Bogens angelegt und die Sehne mit der Daumentechnik gezogen. Dadurch bleibt der Pfeil auch in der Bewegung perfekt in Position und schnelles intuitives Schießen z.B. vom Rücken eines Pferdes oder im Schlachtgetümmel ist möglich.
Dann wurde zu den gepolsterten Softschwertern gewechselt und der Hand- und Unterarmschutz angelegt. Fünf schnelle Kombinationen, wie sie auch später beim Freikampf eingesetzt werden, wurden dynamisch vorgeführt. „Beim Kummooyeh spielt die Fähigkeit, wirklich auf den Moment zu fokussieren, eine wichtige Rolle“ erklärt KSV-Trainer Frank Düren.
Letztes Prüfungsfach war der freie Kampf mit voller Schutzausrüstung. Die Anfänger durften gegen die Farbgürtel antreten und zeigen, welche Schläge sie schon beherrschen. Anschließend kämpften die Farbgürtel im freien Sparring mehrere Runden. Max König und sein Bruder Tobi, beide 2. Dan und vom KSV-Unterwössen, assistierten bei der Prüfung und gaben die vielen unterschiedlichen koreanischen Kommandos. „Der Freikampf macht wirklich viel Spaß und man kommt ganz schön ins Schwitzen“ erklärt Max und Tobi ergänzt „und durch die Schutzausrüstung tut es auch nicht weh“. Nach zweieinhalb Stunden endete die Prüfung mit einer gemeinsamen Atem- und Bewegungsmeditation zu Musik, der sogenannten Kicheon.
Die gezeigten Leistungen waren sehr gut und alle 17 Prüflinge haben den nächsthöheren Grad bestanden. Abteilungsleiter Frank Düren war stolz auf die Kummooyeh-Gruppe, die es seit 2016 beim KSV-Unterwössen gibt. Er beendete die Prüfung mit den Worten „Nach der Prüfung ist vor der Prüfung“ und er ermutigte damit alle Teilnehmer fleißig weiter zu trainieren. Auch neue Anfänger sind im Training jeden Donnerstag von 19.00 – bis 20.30 Uhr herzlich willkommen.